Jele Mailänder
Was hilft gegen FOMO [Fear Of Missing Out]?
Oder: Wie ich die Angst, etwas zu verpassen loswerde!
Ich gebe zu: Ich leide an FOMO.
Das ist die Abkürzung für „Fear of missing out“, also die Angst etwas zu verpassen. Es ist die Sorge, dass hinter der nächsten Ecke etwas noch Besseres auf mich wartet.
BIs jetzt habe ich Menschen immer belächelt, die sich bis zuletzt alle Möglichkeiten offen gehalten haben. Und die an FOMO gelitten haben. Bis es mich selbst erwischt hat.
FOMO kam nach einem Konzert, das ich verpasst hatte. Die Band wollte ich schon lange live hören. Ich hätte an dem Abend Zeit gehabt. Irgendwie war der Termin an mir vorbeigerauscht. Umso mehr habe ich mich geärgert, dass ich es schlichtweg nicht mitbekommen hatte. Und dann kam FOMO. Die Angst, noch einmal so einen Abend zu verpassen schlich sich in mein Leben.
Und dabei blieb es nicht. Es gibt ja so viele Möglichkeiten meine Lebenszeit zu verbringen. Und die meisten davon sind verlockend. Wo und wie verbringe ich meinen Urlaub? Welchen spannenden Kongress besuche ich als nächstes? Welche Fortbildung ist dran? Ergattere ich einen Teilnehmer-Platz für mein Kind bei der musikalischen Früherziehung? Wenn ich hier absage, verpasse ich damit eine berufliche Chance? Sollte ich nicht vielleicht doch auf die Feier meiner Freundin gehen?
FOMO ist das schmerzhafte Lebensgefühl, etwas falsch gemacht zu haben und nur tatenlos zuschauen zu können, während die anderen weiterziehen.
Mal ehrlich:
Je mehr ich mitkriege, was alles da draußen in der Welt los ist, umso größer wird FOMO.
FOMO kann man gar nicht so einfach entkommen. In Zeiten von Instagram, Facebook, Snapchat und Online-Nachrichtendiensten gleich doppelt nicht. Weil wir da noch viel mehr von dem mitkriegen, was die anderen tun. Da erwischt FOMO einen immer öfter. Und FOMO tut ganz schön weh:
FOMO ist das schmerzhafte Lebensgefühl, etwas falsch gemacht zu haben und nur tatenlos zuschauen zu können, während die anderen weiterziehen.
Mal ehrlich: Je mehr ich mitkriege, was alles da draußen in der Welt los ist, umso größer wird FOMO.
FOMO hat zwei Kollegen: Selbstmitleid und Neid. FOMO hinterlässt nämlich diesen sonderbaren Geschmack, dass die Anderen ein buntes, abenteuerliches, fröhliches, beschwerdefreies, perfektes, durchgestyltes Leben führen….. Und Du nicht. Die Angst macht sich in Dir breit. Es ist die Angst, am Leben vorbei zu leben. Die Angst am Ende des Lebens festzustellen, dass Du die wirklich wichtigen Augenblicke verpasst hast.
Dabei will ich doch frei sein. Und mein Leben leben. Ohne Angst. Ohne Selbstmitleid. Und ohne Gift in meinen Gedanken. Ohne Neid. Also will ich FOMO loswerden.
Mir helfen dabei drei Impulse
FOMO hat zwei Kollegen: Selbstmitleid und Neid.
Wer ganz in den Augenblick des Hier und Jetzt eintauchen kann, der hat keine Angst, an einer anderen Stelle etwas zu verpassen. Statt: „Ich wäre jetzt lieber wo anders.“, gilt: „Da, wo ich jetzt, da ist es gut.“
Statt weiter zu hetzen, um nur nichts zu verpassen ist es viel wichtiger anzuhalten. Und in den Augenblick einzutauchen.
Wie komme ich ganz in der Gegenwart an? Wie lerne ich es, im sogenannten „Hier und Jetzt“ zu sein?
Mit ein bisschen Übung können das sogar solche Möglichst-Effektiv-Alles-Gleichzeitig-Menschen wie ich. Das geht am besten, wenn ich mit meinen Sinnen ganz bewusst wahrnehme. Im Alltag frage ich mich immer öfter: Was sehe ich gerade? Kann ich das Blau des Himmels näher beschreiben? Was höre ich? Hast Du schon einmal das Blätterrascheln im Herbst mit geschlossenen Augen bewusst gehört? Warum nicht einmal das Schöne berühren, z.B. eine Katze streicheln? Was rieche ich? Wo stehe ich? Wie bewege ich mich? Wie fühlt es sich an, sich etwas auf der Zunge zergehen zu lassen?
Wer dafür die Worte findet, der ist schon nahe an die Gegenwart herangerückt und FOMO wird kleiner. Diese kleine Übung lässt sich gut in einen vollen Tag einbauen.
Wer mit allen Sinnen ganz im Augenblick lebt, der braucht keine Angst davor zu haben, an einer anderen Stelle etwas zu verpassen. Er konzentriert sich voll auf das Hier und Jetzt.
Gegenwart ist übrigens göttlich. In der Gegenwart, im Augenblick, der jetzt gerade ist begegnen sich Himmel und Erde. Und Gott mir. Wer ganz im Augenblick ist, der begegnet Gott. Die Bibel sagt dazu: „Jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2.Kor 6,2 LUTH17)
2. Ich übe das DANKE sagen
Ganz ehrlich: Wie oft schon haben wir gehört: Öfter mal DANKE sagen! Und trotzdem fällt es im Alltag so schwer. Und doch bleibt es dabei: Wenn Du DANKE sagen kannst, dann weißt Du, was du im Leben Gutes hast. FOMO hat kaum noch eine Chance: Da waren nämlich schon die ersten frühen Sonnenstrahlen. Meine Laufschuhe. Der Milchschaum. Eine nette E-Mail. Und ein Lob. Erfolg bei der Parkplatzsuche. Und das Curry.
Wer DANKE sagen kann, der wird zufriedener. Und damit wird die Angst, an anderer Stelle etwas Entscheidendes zu verpassen kleiner.
Jeden Abend zähle ich mit meinen 10 Fingern zehn Dinge ab, die an diesem Tag gut warten. Manchmal schlafe ich schon über den dritten Finger ein. Manchmal gelingt es nicht alle zehn Gründe zum DANKE sagen zu finden. Aber immer öfter. Das hilft gegen FOMO. Versprochen!
3. JOMO hilft gegen FOMO!
Neben FOMO gibt es JOMO. JOMO steht für „Joy of missing out“. Das ist die Freude daran, etwas zu verpassen. JOMO hilft gegen FOMO.
Hast Du schon mal sieben Wochen auf Schokolade verzichtet? Dann weißt Du, wie Schokolade wirklich schmeckt. Das erste Stück lässt Du dir langsam auf der Zunge zergehen, es fließt Dir regelrecht den Gaumen hinunter.
Nur wer verzichtet, der kennt die Schönheit von Dingen. Glücksforscher sagen, dass erst im Verzicht, der wahre Wert von Erlebnis und die Qualität an Zeit gewonnen werden. Sie sagen: Wer verzichten kann, ist glücklicher!
Schon mal probiert, zu verzichten? So ganz bewusst und gut überlegt? Ich mache Dir Mut. Verzichte das eine oder andere Mal auf den Blick bei Facebook oder Instagram. Welche Zeiten gibt es ohne Dein Smarthphone? Verpasse mal eine Party! Kauf mal ein Oberteil nicht. Einfach weil Du es nicht unbedingt brauchst. Entscheide Dich dafür, eine Sache nicht mit zu machen.
Auf Dauer macht das frei!
Übrigens: die Bibel ermutigt zum Verzichten! Z.B. der Verzicht auf Immer-Arbeit. Da ist in die Ermutigung den Sabbat, den Ruhetag einzuhalten. Erst im Verzicht auf Arbeit, auf das Weiterhetzen und damit das Einüben der Ruhe wird das Leben tief.
Das hilft gegen FOMO: Verzichten. Fasten. Lücken lassen. Pausen machen.
Klingt gut, oder?
Bleibt nur noch die Frage, was wir mit den großen Problemen im Leben machen.
Klingt gut, oder? Bleibt nur noch die Frage, was wir mit den großen Problemen im Leben machen. Wenn wir wirklich an einer großartigen Chance vorbei gelaufen sind. Oder den Traumpartner wirklich verpasst haben. Eine Gelegenheit aus dem Hamsterrad auszusteigen nicht wahrgenommen haben. Helfen da die drei simplen Alltagsübungen von oben?
Ich weiß es nicht. Aber mir hilft der Blick auf die verpassten Chancen im Leben von anderen. Die Bibel ist voll mit solchen Geschichten. Das ist Petrus, der gerade an der entscheidenden Stelle nicht das richtige gesagt hat (Markus 14,66ff). Oder Marta, die Schwester von Maria die an der einzig wichtigen Weggabelung in ihren Leben nicht zugehört hat (Lukas 10).
Und da ist ein Gott, der Irrwege mitgeht. Der verpasste Chancen nicht ausgleicht. Aber sie mit aushält. Und trotzdem Gutes in mein Leben legen möchte. Diese Gelassenheit und dieses Vertrauen möchte ich in meinem Leben haben. Und endlich FOMO loswerden.
Und da ist ein Gott, der Irrwege mitgeht. Der verpasste Chancen nicht ausgleicht. Aber sie mit aushält.
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Ich übe noch. Leben in der Gegenwart
Eine Sache fang ich dauernd neu an. Ich übe seit Jahren. Weil sich diese Sache Zeit braucht. Übung. Wiederholung.
Es geht dabei um Achtsamkeit. Ich sehne mich danach ganz im Hier und Jetzt zu sein: körperlich und mental. Ich sehne mich nach der Bereitschaft, das anzunehmen, was da ist. Ohne dabei die Gefühle und Gedanken zu bewerten. Oder sie zu vermeiden. Für mich als aktiven Menschen ist das wirklich eine Herausforderung. Also übe ich.
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